Female Peace Palace

Female Peace Palace

Podcast der Monacensia München

"Wir müssen neue Formen der Wissensvermittlung finden"

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

Das Wissen der Vergangenheit für die Zukunft bewahren, ist Aufgabe der Archive. Doch wer entscheidet darüber, was es wert ist, aufbewahrt zu werden und was nicht? Warum kommen marginalisierte Gruppen so selten in den öffentlichen, staatlichen Archiven vor, oder wenn, dann nur häufig unter negativen Perspektiven wie etwa Kriminalisierung?
Diese Fragen stellen sich mit neuer Dringlichkeit angesichts digitaler Transformationsprozesse. Denn die analogen Lücken und Asymmetrien des Wissens setzen sich im Digitalen fort und verstärken sich mitunter sogar.
Wie lassen sich Lücken im Archiv befragen und füllen? Wie könnte eine Dekolonisierung des Internets aussehen? Brauchen wir neue Ordnungs- und Wissenssysteme?
Darüber spricht Fabienne Imlinger gemeinsam mit Katharina Brunner vom Forum Queeres Archiv München, Heike Gleibs von Wikimedia Deutschland und Thomas Schütte von der Monacensia.

"There are many ways to create memory"

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

**ENGLISH VERSION BELOW**
Vielen sind die Bilder der gestürzten oder mit Farbe besprühten Statuen vermutlich noch in Erinnerung.
Im Kontext der Black Lives Matter Bewegung flammte an verschiedenen Orten der Welt Protest gegen Denkmäler auf, die Kolonisatoren oder Sklavenhändlern gewidmet sind. Die Protestierenden stellten anhand ihrer bilderstürzenden Aktionen mit Vehemenz die Frage: An wen wird öffentlich erinnert, und warum? Wie manifestiert sich koloniale und patriarchale Macht im öffentlichen Raum?

Diese Fragen bilden auch den Ausgangspunkt für das Gespräch mit den beiden Künstlerinnen Manuela Illera und Michaela Melián. Beide haben im Münchner Stadtraum Kunstwerke geschaffen, die sich kritisch mit Denkmälern auseinandersetzen: mit Denkmäler, die mit einer gewaltvollen Geschichte verwoben sind – der Kolonialgeschichte auf der einen, der Geschichte des Nationalsozialismus auf der anderen Seite.

Anhand von „Cumbia del Colón irritable“ von Manuela Illera und „Memory Loops“ sowie „Maria Luiko, Trauernde“ von Michaela Melián geht es in dieser Folge unter anderem um die Frage, wie sich komplexe historische Zusammenhänge künstlerisch darstellen lassen. Auf dass Menschen nicht eine vorgegebene Version der Geschichte konsumieren, sondern sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen.

Wie können wir mit problematischen Denkmälern der Vergangenheit umgehen? Braucht es andere Formen der Erinnerungskultur, braucht es neue Denkmäler – und wie sollten sie aussehen?

Many people probably still remember the images of toppled statues, of statues sprayed with paint.
In the context of the Black Lives Matter movement, protests flared up in various places around the world against monuments dedicated to colonizers or slave traders. Through their iconoclastic actions, protesters vehemently called into question, who was being publicly commemorated, and why. How does colonial and patriarchal power manifest itself in public space?

These questions also form the starting point for the conversation with the two artists Manuela Illera and Michaela Melián. Both have created artworks in Munich's urban space that deal critically with monuments that are interwoven with a violent history - colonial history on the one hand, the history of National Socialism on the other.

Based on "Cumbia del Colón irritable" by Manuela Illera and "Memory Loops" as well as "Maria Luiko, Trauernde" by Michaela Melián, this episode deals, among other things, with the question of how complex historical contexts can be represented artistically.

How to deal with problematic monuments of the past? Do we need other forms of remembrance culture, do we need new monuments - and what should they look like?

"Es gibt kein Monopol auf das Erinnern!"

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

„Was dürfen wir nicht vergessen?“
Diese Frage steht Jan Assmann zufolge im Herzen der Erinnerungskultur einer Gruppe oder Gemeinschaft.
Das bedeutet: Durch die Erinnerung an bestimmte Ereignisse oder Figuren bildet sich ein „wir“.
Die Einschwörung auf ein gemeinsames Erinnern produziert aber immer auch Ausschlüsse: das, was vergessen wird; die, die nicht im „wir“ auftauchen.

In der dritten Folge von Female Peace Palace geht es um das Vergessene, Ausgeschlossene, Verdrängte in der Erinnerungskultur. Mit Eva Bahl von münchen postkolonial, Sebastian Huber vom NS-Dokumentationszentrum und Sapir von Abel von ausARTen sind drei Gesprächspartner*innen im Podcast zu Gast, die sich in München mit vergessenen oder verdrängten Aspekten der Münchner Stadtgeschichte beschäftigen.

Auf welche Weise wird die deutsche Kolonialgeschichte in München erinnert?
Wieso sorgt ein jüdisch-muslimischer Stadtrundgang für Irritationen?
Wie kann der queeren Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden, ohne dass queere Menschen dabei ‚lediglich‘ als Opfer erinnert werden?
Welche Perspektiven werden in Debatten um deutsche Erinnerungskultur nicht mit gedacht und warum?
Welche Formen von Erinnerungskultur, welche Debatten braucht es?

"Ich bin bereit, dafür zu kämpfen!"

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

Mehr Tiere als Frauen – so lautet das Fazit der kroatischen Historikerin Lydija Sklevicky, das vermutlich nicht nur für die jugoslawische Geschichtsschreibung gilt.
Warum Frauen im Vergleich zu Tieren so selten als Akteurinnen in der Geschichte auftauchen, und warum insbesondere weiblicher Widerstand selten Gegenstand der Geschichtsschreibung ist, darüber spricht Fabienne Imlinger in der dritten Folge mit der Politikwissenschaftlerin Brigita Malenica und der Historikerin Olena Petrenko.

Gewalt steht dabei im Zentrum des Gesprächs, und insbesondere der Zusammenhang von Gewalt, Nation und Geschlecht.
Welche Rolle spielt der weibliche Körper in nationalistischen Diskursen, insbesondere im Kontext von Kriegs- und Konfliktsituationen? Warum wird der Angriff auf andere Länder häufig mit der gewaltvollen Penetration des weiblichen Körpers assoziiert? Inwiefern verhindert gerade die Sicht auf Frauen als Opfer ihre Wahrnehmung als Akteurinnen, die mitunter gewalttäti, ja: auch Täterinnen sein können?

Diese Fragen erörtern wir vor dem Hintergrund von zwei sehr unterschiedlichen historischen Kontexten: dem Jugoslawien-Krieg in den 1990er Jahren und den ukrainischen nationalistischen Untergrundbewegungen der 1930 bis 1950er Jahre.

"Es ist nicht die Einzelne"

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

In der zweiten Folge spricht Fabienne Imlinger mit Jessica Glause und Miriam Ibrahim. Beide Regisseurinnen beschäftigen sich im Rahmen von Female Peace Palace mit Aktivistinnen des frühen 20. Jahrhunderts: Frauen wie Lida Gustava Heymann oder Hope Bridges Adams-Lehmann stehen im Zentrum von Anti War Women von Jessica Glause. Die afro-amerikanischen Frauenrechtlerin Mary Church Terrell, die sich weltweit für die Rechte von Schwarzen Menschen und PoC einsetzte, inspiriert in my hands I carry von Miriam Ibrahim.

„Ich klage die Geschichtsschreibung an!“

Mit diesen starken Worten drückt Miriam Ibrahim aus, was den Einsatzpunkt der beiden Regisseurinnen bildet: das Fehlen eines feministischen Erbes.

Wir wissen oft wenig von den Akteur*innen, die in der Vergangenheit gegen Krieg und Gewalt, gegen Rassismus, Sexismus und strukturelle Ungleichheit kämpften. Wie lassen sich ihre Visionen, ihren Mut und insbesondere die Kraft des Kollektiven für die Gegenwart fruchtbar machen?
Wie mit den Ambivalenzen und Widersprüchen dieser Figuren um gehen? Wie mit einer Sprache, die verletzt, und mit kollektiven Traumata der Geschichte?

"Euer Schweigen schützt Euch nicht!"

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

8. März – feministischer Kampftag! Gibt es einen besseren Tag für den Start des Female Peace Palace Podcasts?
In der ersten Folge spricht Fabienne Imlinger mit Laura Freisberg (Frauenstudien München), Diana-Sandrine Kunis (Social Justice Institut München) und Modupe Laja (Netzwerk Rassismus und Diskriminierungsfreies Bayern e.V.).
Intersektionaler Feminismus ist das Schlagwort der Stunde: Es gilt, Sexismus gemeinsam mit anderen Formen struktureller Ungleichheit wie Rassismus und Klassizismus zu bekämpfen.
Doch diese intersektionalen Ansätze sind nicht neu, auch in Deutschland nicht.
Inspiriert durch die afroamerikanische Feministin Audre Lorde schlossen sich in den 80er Jahren Schwarze Frauen in Deutschland zu einer Bewegung zusammen. Modupe Laja, die Lorde damals persönlich kennenlernte, erinnert sich besonders an deren Appell "Euer Schweigen schützt Euch nicht!".
Warum wissen wir so wenig über diesen Teil feministischer Geschichte in Deutschland? Warum kommt rassismuskritisches und intersektionales Denken erst jetzt, gut dreißig Jahre später, im feministischen Mainstream und in der deutschen Öffentlichkeit an? Welche Bündnisse braucht es für den feministischen Kampf?

Intro: Female Peace Palace - was ist das?

Audio herunterladen: MP3 | AAC | OGG | OPUS

Female Peace Palace - was ist das überhaupt?
Nicht nur ein Podcast, sondern viel mehr: ein Festival, ein Ort des Austauschs, ein Denk- und Imaginationsraum!
Wie es dazu kam und was bei dem Festival so alles geboten ist, das erzählen Anke Büttner, Leiterin der Monacensia und Olivia Ebert, Dramaturgin an den Münchner Kammerspielen.
Und wenn ihr Euch fragt: Woher kommt eigentlich der Name Female Peace Palace? Dann schaut doch mal auf der Seite der Münchner Kammerspiele vorbei.
Soviel schonmal vorweg: Den Namen bekam das Festival in Anlehnung an den Internationalen Frauenfriedenskongress von 1915, der ursprünglich im Friedenspalast in Den Haag stattfinden sollte.

Über diesen Podcast

Was wird erinnert, wer vergessen?
Was tritt zutage, wenn sich der Blickwinkel ändert?
Wie können wir Geschichte und Geschichten anders erzählen?
Wie entstehen Orte des Austausches, der Solidarität, des Widerstands?

In diesem Podcast spricht die Literaturwissenschaftlerin Fabienne Imlinger mit Menschen aus Kunst, Kultur und Bildung. Es geht um Feminismus und um Erinnerungskultur. Es geht um Formen des Widerstands und um feministische Strategien für die Zukunft.

Der Podcast entsteht im Rahmen von Female Peace Palace, einem gemeinsamen Projekt der Münchner Kammerspiele und der Monacensia im Hildebrandhaus.
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Impressum:
Monacensia im Hildebrandhaus
Maria-Theresia-Str. 23
81675 München

Vertreten durch Anke Büttner

Inhaltlich verantwortlich: Fabienne Imlinger

von und mit Fabienne Imlinger für die Monacensia

Abonnieren

Follow us